Auffällige Falten und was man dagegen tun kann
Woran erkennt man das wahre Alter? Auf diese Frage bekommt man von Spezialisten eigentlich immer die gleiche Antwort: Schau nicht auf das Gesicht, sondern auf den Hals. Denn Falten in einem Gesicht lassen sich auf verschiedenste Weisen überdecken oder beseitigen. Bei der Region rund um den Hals und das Dekolleté ist das wesentlich schwieriger. Gerade bei letzterem lassen sich Fältchen nur schlecht oder gar nicht verbergen – bis jetzt zumindest nicht.
Das Thema „Falten und Dekolleté“ ist geradezu ein Paradebeispiel für eine Art Faustformel: Je schwieriger es ist, für ein Problem eine Lösung zu finden, desto mehr Lösungsvorschläge gibt es. Gefühlt geistert eine Unzahl an Tipps von Mund zu Mund und das Internet, die alle eines gemeinsam haben: Sie könnten helfen. Die Betonung liegt hier auf „könnten“. Vor allem aber sind sie eine Herausforderung für den Geldbeutel und den persönlichen Terminkalender:
Da gibt es Cremes, die man einmal am Tag aufträgt und Seren-Tinkturen, die drei Mal in der Woche aufgetragen werden sollten.Es gibt Brust-Pads, die man sich jede Nacht auflegen kann, eine wöchentliche Maske oder ein monatliches Peeling. Ein großer zeitlicher und finanzieller Aufwand, bei dem man nicht wirklich weiß, ob er am Ende die Ergebnisse liefern wird, die man sich wünscht. Denn:Fältchenbildung am Dekolleté trifft früher oder später jeden. Das ist einfach nur natürlich.
Eine Sache des Alterns
Im Wesentlichen gibt es zwei Gründe, warum gerade die Haut am Dekolleté früher von Fältchen betroffen ist, warum Behandlungen dieser Körperstelle besonders zielgenau sein müssen und warum rein oberflächlicheBehandlungen keinen nachhaltigen Erfolg haben:
Zum einen ist die Haut am Hals wesentlich dünner als an anderen Körperstellen. Das bedeutet auch, dass dort weniger Hautfett vorhanden ist. Kombiniert man nun diese Tatsache mit der natürlichen Hautalterung, dann bedeutet das: Mit fortschreitendem Alter produziert der Körper immer weniger Kollagen. Der Stoff, der vor allem zur „Ausbesserung“ von Falten und Fältchen benötigt wird. Es gibt Studien, die gezeigt haben, dass Fibroplasten – verantwortlich für die Kollagenproduktion – nur eine begrenzte Lebensdauer haben. Bei Frauen gibt dann vor allem die Menopause den Ausschlag. Mit dem weiblichen Östrogenspiegel sinkt auch der Kollagengehalt der Haut. Allein in den ersten fünf Jahren des Klimakteriums kann dieser bis zu 30% sinken. Das ist übrigens auch der Grund, warum die Dekolleté-Falten bei Männern später auftreten als bei Frauen.
Durch den natürlichen Alterungsprozess in Kombination mit der Hormonumstellung kann der Körper also nach und nach auf immer weniger Kollagen zurückgreifen. Das Ergebnis: Fältchen können sich bilden und bleiben dann auch genau da, wo sie sind, weil sie nicht mehr „repariert“ werden können.
Die äußeren Bedingungen
Neben diesen eher „internen Gründen“ sorgen dann noch äußere Einflüsse für eine verstärkte Faltenbildung. Stichworte hier sind zum einen eine ungesunde Lebensweise – vitaminarme Ernährung, Alkohol, Nikotin und wenig Schlaf sind nun einmal Gift für die Haut. Aber es gibt auch Einflüsse, die mit unserem Lebenswandel weniger zu tun haben. Stress gehört hier ebenso dazu wie die Sonneneinstrahlung. Natürlich schützen wir im Sommer unsere Augen und unseren Kopf vor direkter Sonne. Aber das Dekolleté? Hier ist wohl eher das Gegenteil der Fall. Fakt ist aber, dass UV-Strahlen und hier speziell UVA-Strahlen tief in die Haut eindringen und die Kollagenbildung unterbinden. Das Dekolleté ist also nichts anderes als die Sonnenterrasse unseres Körpers. Und wer – im übertragenen Sinne – seine Sonnenterrasse nicht pfleglich behandelt und entsprechend schützt, darf sich nicht wundern, wenn sie früher verwittert als der Rest des Hauses.
Und was jetzt?
Wie man sich denken kann, ist es aus den oben genannten Gründen sehr schwer, den Halsfältchen vorbeugend entgegenzuwirken. Natürlich kann ein gesunder Lebenswandel den Effekt hinauszögern. Aber wie oben beschrieben, werden die Falten früher oder später kommen. Wenn man sich damit aber nicht zufrieden geben möchte, ist die Frage dann eben, ob man auf unsichere und teilweise fragwürdige Behandlungsmethoden zurückgreifen sollte. Denn es gibt einen Weg, bei dem es wissenschaftlich erwiesen ist, dass er wirkt und funktioniert. Das Stichwort ist hier: PRP.
Diese Abkürzung steht für „plättchenreiches Plasma“ und bedeutet, dass das Blutplasma und die Blutplättchen unter Ausschluss der roten Blutzellen separiert werden. Hierbei handelt es sich also, vereinfacht gesagt, um eine Eigenplasmatherapie, die zum Ziel hat, Stellen der Haut, die sich auf natürlichem Wege nicht mehr selbst reparieren können, mit körpereigenen Stoffen zu unterstützen.
Was passiert bei einer PRP-Behandlung?
Zunächst wird dem Patienten oder der Patientin Eigenblut entnommen. Wegen des Eigenblutes wird diese Methode auch gerne als „Vampir-Lifting“ bezeichnet. Mithilfe einer Zentrifuge und einem speziellen Separationsgel werden die Blutbestandteile voneinander getrennt. Am Ende dieses Prozesses erhält der Arzt das PRP, das besonders viele Thrombozyten enthält. Dieses Serum wird dem Patienten dann wieder punktgenau in die zu behandelnden Stellen injiziert. Was nun passiert, ist nichts anderes, als dass ein natürlicher Vorgang, den der Körper ständig und über Jahrzehnte durchgeführt hat, eine Art natürlichen Boost erhält.
Ein natürlicher Verjüngungseffekt
Wird eine Hautstelle mit PRP behandelt, führt das zu einer Freisetzung von Fibroblasten. Wir erinnern uns: Diese sind unter anderem verantwortlich für die Produktion von Kollagen. Darüber hinaus wird auch die Bildung von Hyaluronsäure angekurbelt, was dafür sorgt, dass an den behandelten Stellen wieder mehr Wasser gebunden und Feuchtigkeit gespeichert werden kann.
Die PRP-Behandlung hat also einen komplett anderen Ansatz als etwa der Einsatz von Botox: Während es bei der Unterspritzung mit dem Gift darum geht, an den betroffenen Stellen die Nerven lahm zu legen und so durch fehlende Muskelkontraktion Falten nicht erscheinen zu lassen, setzt eine PRP Behandlung darauf, die natürlichen Abläufe des Körpers, die aufgrund des Alters nicht mehr so ganz funktionieren, wieder anzukurbeln. Es geht nicht ums Verstecken, sondern um das Unterstützen von bereits bestehenden Prozessen.Dass dies funktioniert, hat eine Studie bewiesen, die im Rahmen des „BioBridge Generation Regeneration Congress“ bereits im Jahr 2014 vorgestellt wurde. Mit PRP behandelte Bereiche der Haut zeigen unter anderem die Bildung neuen Kollagens und haben einen anti-oxidativen Effekt.
Die individuelle Entscheidung
Aber auch wissenschaftliche Studien können nur ein Hilfsmittel für diejenigen sein, die sich mit der Frage beschäftigen, ob sie etwas gegen ihre Fältchen am Hals tun wollen oder nicht. Auch wenn es sich bei einer PRP-Behandlung um einen minimal-invasiven Eingriff handelt, der höchstens ein bis zwei Stunden dauert und der – natürlich – ambulant durchgeführt wird, ist es eben immer noch ein Eingriff. Prinzipiell steht am Anfang einer solchen Entscheidung die Frage, ob Falten am Dekolleté als so störend empfunden werden, dass man sie nicht dulden möchte. Wichtig dabei: störend für einen selbst. Ob es andere stört, sollte keine Rolle spielen. Wenn man dann aber zu dem Punkt kommt, dass man diese Fältchen nicht haben möchte, dann sollte man sich entscheiden, ob man auf Cremes mit unsicheren Erfolgschancen zurückgreift, sich Nervengift verabreichen lassen möchte oder auf die Kraft setzt, die aus dem eigenen Körper kommt und die nur einen kleinen Schubser braucht, um wieder zu funktionieren.
Egal für was man sich entscheidet: Keine der Behandlungen wird der Patientin oder dem Patienten wieder die Haut zurückgeben, die sie oder er vor 20 Jahren hatte. Das Mittel, das diese Wirkung hat, wurde – vielleicht zum Glück – noch nicht erfunden.
Infos:
Was ist PRP?
https://www.regenlab.com/corporate/dermatologie-und-aesthetik/cellularmatrix-a-prp-ha/?lang=de
So entstehen Falten
https://www.netdoktor.de/hautpflege/falten/
Was kostet eine A-PRP-Behandlung?
Die Kosten sind, wie bei allen Behandlungen, höchst unterschiedlich. Je nach Größe des zu behandelnden Areals und je Intensität liegen sie zwischen 350 und 700 € pro Sitzung.
Wie viele Sitzungen sind nötig?
Üblicherweise werden mindestens drei Sitzungen benötigt, um ein sichtbares Ergebnis zu erzielen. Da es sich bei PRP, um ein Produkt handelt, das zu 100% dem eigenen Körper stammt, gibt es keine Begrenzung wie viele Behandlungen durchgeführt werden können. Die Sitzungen sollten im Abstand von 3-4 Wochen abgehalten werden.