Warum und wann der Einsatz von PRP bei Haartransplantationen sinnvoll ist
Der deutsche Kabarettist Vince Ebert ist ein bekennender Gegner der Homöopathie. Als Diplomphysiker der Logik und der Naturwissenschaft verpflichtet, könne er sich nicht vorstellen, dass ein Wirkstoff, der so oft verdünnt wurde, dass er irgendwann nicht mehr nachgewiesen werden kann und der anschließend dem Patienten mit Hilfe eines Zuckerkügelchens verabreicht wird, Linderung schafft. Ebert meint: „Das ist das gleiche Prinzip, als würde ich in Frankfurt einen Autoschlüssel in den Main werfen und dann in Würzburg versuchen, das Auto mit dem Mainwasser zu starten.“
Seiner Meinung nach hilft da nicht das Kügelchen, sondern der Körper selber. Oder anders: Wenn der Patient nur fest daran glaubt, dann aktiviert der Körper die Selbstheilungskräfte, die er benötigt. Der Placebo-Effekt. Was das mit dem Thema PRP und Haartransplantation zu tun hat? Relativ einfach.
Nicht wenige Studien, die sich mit der Frage der Wirkung von PRP auseinandersetzen, nutzen dafür genau diesen Placebo-Effekt. Allen Teilnehmern der Studie wird gesagt, dass sie das Mittel verabreicht bekommen, aber nur ein Teil von ihnen erhält es wirklich. Damit lassen sich die Ergebnisse rein objektiv bewerten. Die körpereigenen Selbstheilungskräfte und der Glaube an die Wirkung allein, haben keinen Einfluss auf das Ergebnis. Im Jahr 2013 gingen sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Frage nach, inwiefern der Einsatz von PRP zu einer Ergebnisverbesserung nach Haartransplantationen führt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie dann im „British journal of dermatology“. Diese Ergebnisse lauteten: Der Einsatz von PRP unterstützt nach einer Haartransplantation das Wachstum der verpflanzen Haare und zeitgleich die Wundheilung an den Stellen, an denen die Haare entnommen wurden. PRP optimiert die Ergebnisse nach einer Haartransplantation.
AGA – die häufigste Form des Haarausfalls
Androgenetische Alopezie – so der Fachausdruck für die Form des Haarausfalls, wie er in unserer Gesellschaft am häufigsten vorkommt. Und wer nun glaubt, dass dies ein reines Männerproblem ist, der muss sich eines Besseren belehren lassen. Zwar stimmt es, dass Männer von AGA häufiger betroffen sind als Frauen. Mit fortschreitendem Alter und genetischer Veranlagung sind es bei den Männern immerhin 80%, die mit dieser Art des Haarausfalls zu tun haben. Aber eben auch Frauen bleiben davon nicht verschont. Hier sind es immerhin 40%, die im Alter von Haarverlust betroffen sind.
Prinzipiell durchlebt jedes unserer Haare 3 Stadien in einer Art Zyklus:
- Die anagene Phase, in der das Haar fest mit der Wurzel verbunden ist und wächst. Sie ist die längste Phase und dauert, je nach Art und Stelle, an der das Haar wächst, zwei bis sechs Jahre.
- Die katagene Phase. Man könnte sie auch die Umbauphase nennen. Eine kurze Phase von circa zwei Wochen, in denen die Zellteilung zum Erliegen kommt und die Haarwurzel nicht mehr mit Nährstoffen versorgt wird.
- Die telogene Phase. Der Stoffwechsel wird eingestellt. Das Haar verkümmert und fällt aus.
Bei AGA passiert nun nichts anderes, als dass sich durch das fortschreitende Alter die anagene Phase verkürzt und die telogene Phase verlängert. Haare werden nicht mehr lange genug mit Nährstoffen versorgt und fallen schneller und in größerer Zahl aus. Wer das nicht akzeptieren will oder kann, dessen Weg führt immer öfter in eine Spezialklinik, die sich auf die Verpflanzung von Haaren spezialisiert hat.
FUI oder FUT – Wann ist der Einsatz PRP sinnvoll?
Hat man sich dafür entschieden, sich Haare verpflanzen zu lassen und hat man den Arzt seines Vertrauens gefunden, dann steht die Frage im Raum, für welche Form der Transplantation man sich entscheidet. Dies ist vor allem abhängig von der Größe der betroffenen Stelle. Prinzipiell gibt es zwei Methoden:
- Bei der FUT-Methode werden einem Bereich, in dem noch viele Haare wachsen – meist ist dies der Hinterkopf – Haarstreifen entnommen. Diese werden dann an der entsprechenden Stelle, die vorher geöffnet wurde wieder eingesetzt. Beide Stellen werden anschließend vernäht.
- Bei der FUI-Methode werden einzelne Haare oder Haargruppen mitsamt der Wurzel herausgenommen und an den betroffenen Stellen wieder eingebracht. Schnitte oder Nähte sind hier – im Gegensatz zur FUT-Methode – nicht erforderlich.
Damit beantwortet sich die Frage, für welche Behandlungsmethode der Einsatz von PRP sinnvoll ist, quasi von selbst. PRP wurde entwickelt, um die Wundheilung zu optimieren und ist deshalb vor allem begleitend für den Einsatz der FUT-Methode optimal.
In der Wirkungsweise unterstützend
Der Münchner Haartransplantations-Spezialist Dr. Bruce Reith hat sich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, inwieweit PRP die Behandlung unterstützt und kommt zu dem Schluss: Mittel, wie etwa das des Schweizer Herstellers Regen Lab, können des Ergebnis einer Haartransplantation nachhaltig verbessern. Reith führt dies darauf zurück, dass die telogene Phase, in der das Haar abstirbt und ausfällt, durch den Einsatz von PRP wieder verkürzt und die anagene Phase wieder verlängert wird. Oder einfach gesagt: Die typischen Alterserscheinungen, die für einen Haarausfall verantwortlich sind, werden wieder umgekehrt.
Bei einer PRP-Behandlung wird dem Patienten Blut entnommen. Dieses wird dann im Falle von Regen Lab mit einem patentierten Separationsgel in gewollte und ungewollte Bestandteile aufgeteilt. Am Ende dieser Prozedur erhält man körpereigenes Plasma, das mit einer hohen Zahl von Thrombozyten, also Blutplättchen, versehen ist. Dieses Plasma wird dem Patienten wieder injiziert. Laut Reith beeinflusst PRP das Haarwachstum dahingehend, dass alle wichtigen Wachstumsfaktoren, die Haare brauchen, durch das PRP ausgeschüttet werden. PRP wirkt also hier als eine Art Booster für bestehende Mechanismen. Es wird nicht eine körperfremde Substanz injiziert, sondern aufbereitetes, aber körpereigenes Plasma. Eine minimalinvansive, autologe Behandlungsmethode.
Alle Bereiche sind wichtig
Wer sich für eine PRP-Unterstützung als flankierende Maßnahme zu einer Haartransplantation entscheidet, der sollte sich in die Hände eines Arztes begeben, der mit dieser Methode bereits Erfahrung hat, bzw. diese anbietet. Denn der Einsatz von PRP sollte bereits vor dem eigentlichen Eingriff erfolgen.
Im ersten Schritt wird die Region behandelt, an der später die Streifen für die Transplantation entnommen werden sollen. Dies bewirkt, dass die zu transplantierenden Haarwurzeln bereits geboostet und so auf ihren Einsatz vorbereitet werden. Auch die Stellen, an denen die Haare eingesetzt werden sollen, werden in dieser Phase bereits mit PRP vorbehandelt.
Nach dem Eingriff wird das Mittel erneut an beiden Stellen eingesetzt. Zum einen sorgt es dafür, dass die entnommenen Haare an den neuen Stellen besser, schneller und gesünder einwachsen, zum anderen unterstützt es die Wundheilung an den Stellen, an denen Haare entnommen wurden.
Glatze kann schick sein – muss es aber nicht
Bereits in anderen Artikeln haben wir uns mit der Frage auseinandergesetzt, inwieweit Selbstbewusstsein und das Tragen einer Glatze voneinander abhängig sind. Wie so oft bei Themen im Bereich kosmetische Eingriffe, ist es aber unmöglich eine allgemeingültige Aussage zu treffen. Es gibt genug Menschen, vor allem Männer, die trotz spärlichem Haarwuchs nie vor der Frage standen, ob sie sich Haare transplantieren lassen wollen oder nicht. Wer das aber als besonderes Zeichen von Stärke wertet, der liegt falsch. Prominente Beispiele wir Jürgen Klopp oder FDP-Chef Christian Lindner zeigen, dass selbst Männer, die objektiv in die Kategorie „Alpha-Typen“ fallen, nicht mit einem Haarkranz oder einer Glatze durch das Leben gehen wollten und sich deshalb für eine Transplantation entschieden haben.
Wer den Schritt geht, der sollte aber dafür sorgen, dass er möglichst minimalinvasiv bleibt und dass sein Ergebnis so optimal wie möglich ist.